Europäischer Trailer-Markt Lead-Times-Index
Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Preisen für Neufahrzeuge. Der TIP Lead-Times-Index ermöglich bessere Prognosen für die kommenden Monate.
Es ist wie eine Achterbahnfahrt - seit 2021 wird die europäische Trailerbranche von nie da gewesenen Ereignissen beeinflusst. Die Preise für Auflieger sind so hoch wie in den letzten 25 Jahren nicht. Es ist ein Ungleichgewicht (Diseconomy of Scale) entstanden, denn je größer die Nachfrage, desto höher sind die Einzelpreise für Fahrzeuge und Auflieger.
Was ist hier geschehen, wie sieht der Markt aus und welche Prognosen gibt es für 2022?
Um den europäischen Fahrzeugmarkt besser zu verstehen, veröffentlichen wir als Brancheninsider zum ersten Mal unsere Daten und Auswertungen zum Europäischen Lead-Time-Index (ELT).
Was ist der ELT-Index?
Der European Lead-Times Index ist eine ganzheitliche Analyse der Marktprognosen. Er bietet ein aktuelles statistisches Maß für die Entwicklung von Vorlaufzeiten (Lead-Times). Es ermöglicht eine effektivere Einschätzung von zukünftigen Marktentwicklungen.
Den Marktdurchschnitt wird mit 50 definiert; ist der Wert höher als 50 bedeutet das, dass die durchschnittliche Zeit zwischen der Bestellung der Fahrzeuge und dem Erhalt der höher ist. Ist der Wert niedriger als 50, ist die durchschnittliche Lieferzeit geringer.
TIP’s ELT-Index von April 2018 bis April 2022
Exponentieller Anstieg der Rohstoffkosten und Lieferfristen ab 2021
Die Trailerhersteller sind seit 2021 auf einige Hürden gestoßen. Wir unterscheiden drei Schlüsselzeiträume, in denen es einen Höhepunkt an Wachstum gab: Februar 2021, Juli 2021 und Februar 2022. Diese unterschiedlichen Ereignisse zeigen den genauen Zeitpunkt, an dem die Preise erheblich gestiegen sind. Um diese Anstiege zu verstehen, ist ein genauerer Blick auf die verschiedenen Ereignisse notwendig, die die Branche zu dieser Zeit geprägt haben.
Februar 2021: Beginn des Ungleichgewichtes
Der Index zeigt eine erste Wachstumsspitze im Februar 2021, die mit der Ankündigung von Subventionen für neue Auflieger durch die Bundesregierung zusammenfällt.
Insgesamt hatte die deutsche Regierung 550 Millionen Euro für diese Subvention bereitgestellt. Die Antragsfrist hierfür endete am 15. Juni 2021. Um die Subvention zu erhalten, mussten die Auflieger jedoch vor dem 31. Dezember zugelassen werden (später verlängert auf März 2022).
Um von den Subventionen zu profitieren, gerieten die Transportunternehmen unter Druck, möglichst schnell Neufahrzeuge zu bestellen und zu erhalten. Infolgedessen stieg die Nachfrage bei den Herstellern in Deutschland erheblich an. Dies wiederum beeinflusste den gesamten europäischen Markt, denn Aufliegerkunden fragten nicht nur die Hersteller in Deutschland an, sondern auch Hersteller im europäischen Ausland, die zu diesem Zeitpunkt über mehr Produktionskapazitäten verfügten.
Dieser plötzliche Nachfrageanstieg markiert den Beginn des Ungleichgewichtes: Je höher die Nachfrage, desto höher die Preise.
Juli 2021: die Einführung der Rohstoffindex-Klausel durch den ersten OEM
Der ELT-Index zeigt eine zweite Wachstumsspitze, die begann, als die Nachfrage größer war als die Kapazität der Hersteller.
Aufgrund der hohen Nachfrage erweiterten die Trailerhersteller ihre Kapazitäten, um die Kundenanforderungen zu erfüllen. Dieser Produktionsanstieg führte wiederum zu einer Verknappung der Rohstoffe und einem Anstieg der Preise. Die Hersteller mussten ebenfalls ihre Preise für Auflieger anpassen, um den Anstieg der Rohstoffpreise auszugleichen.
Seit 2021 sind die Preise für diese Schlüsselkomponenten weiter gestiegen. Innerhalb von 12 Monaten erhöhten sich die Preise für Aluminium um 90 % und für Stahl um 100 %.
Als Reaktion auf den Anstieg wurde im Juli 2021 zum ersten Mal eine Indexierungsklausel für Rohstoffe eingeführt. Diese Klausel führte bei einigen Herstellern zu einem Auftragsrückgang, während andere Hersteller beschlossen, ihre Lieferzeiten weiter zu verlängern.
Februar 2022: Der Versorgungsengpass wird durch den Krieg zwischen der Ukraine und Russland verstärkt
Der furchtbare Krieg in der Ukraine trägt massiv zu einer Verschlechterung der Lage bei. Es gibt Lieferengpässe in allen Bereiche der Wirtschaft.
Neben der Verknappung von Aluminium, Stahl und EBS-Systemen sieht sich die Branche nun auch mit einer Verknappung von Holz konfrontiert. Es ist ein wichtiger Rohstoff, der in sämtlichen Aufliegern verbaut wird.
Die Ukraine und Russland waren bisher wichtige Exporteure für diesen Rohstoff, der in sämtlichen Aufliegern verbaut wird. Die meisten Unternehmen haben jedoch den Bezug von Holz aus Russland vollständig eingestellt und die Zugänge zu ukrainischen Fabriken sind sehr schwierig. Dieser Umstand hat zu einer massiven Verknappung des Materials geführt.
Erwartungen für die kommenden Monate
Angesichts des Anstiegs der Lieferzeiten und -kosten müssen die Unternehmen das Beste aus ihren verfügbaren Ressourcen machen. Alle Hersteller sehen sich mit erheblichen Unterbrechungen ihrer Geschäftstätigkeit konfrontiert, weil sie diese Probleme in der Lieferkette nicht vorhersehbar waren. Einige von ihnen haben ihre Produktion verschoben oder sogar die Veröffentlichung von Angeboten für Lieferungen im Jahr 2023 eingestellt.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Vorlaufzeiten in den kommenden Monaten stabilisieren werden, aber angesichts der unsicheren Marktdynamik, in der wir uns bewegen, rechnen wir mit anhaltenden Herausforderungen in der Lieferkette, die zu Lieferverzögerungen und weiteren Preisschwankungen führen werden", sagt Arjen Kraaij, stellvertretender CEO bei TIP.
Um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, hat TIP bereits "eine beträchtliche Anzahl von Aufträgen an Hersteller für die Auslieferung in den Jahren 2022 und 2023 erteilt. Darüber hinaus passen wir den Verkauf unserer gebrauchte Fahrzeuge und Auflieger an, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen und eine höhere Verfügbarkeit von Mietfahrzeugen zu ermöglichen", erklärt der stellvertretende CEO von TIP. "Unsere Vision ist es, unsere Kunden dabei zu unterstützen, ihre Ziele und Ambitionen zu erreichen."
Antizipieren Sie Ihren Bedarf mit TIP
Wir beobachten den Markt und seine Veränderungen stetig, um Chancen und Risiken besser zu verstehen, zu antizipieren und sich entsprechend anzupassen. Der ELT-Index ist ein gutes Beispiel für eines der eingesetzten Instrumente.
"Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir ihnen auch weiterhin Transportkapazitäten zur Verfügung stellen können. Wir erhalten viele neue Fahrzeuge und Auflieger in den kommenden Monaten, die wir unseren Kunden zu attraktiven Konditionen bereitstellen werden", erklärt Arjen Kraaij. "Darüber hinaus bieten wir einen erstklassigen Werkstattservice mit eigenen Standorten in ganz Europa. Mit unserem vorbeugenden Reparatur- und Wartungsansatz erhöhen wir die Nutzungsdauer der Flotten unserer Kunden.“
Informieren Sie sich über unsere umfangreiche Flotte und Serviceleistungen hier: